Die Digitalisierung der Kunst schreitet im Eiltempo voran. Kunstblogs bringen uns Ausstellungen und Kunst-Performances aus der ganzen Welt in die Stube, Künstler bedienen sich vermehrt digitaler Kanäle, um uns über ihre Aktivitäten und Werke auf dem Laufenden zu halten, Museen bieten digitale Rundgänge an, Kunstprojekte werden über Crowdfunding-Plattformen finanziert und durch google-image erscheinen Museumswerke gleich im Hundertfachen auf dem Desktop.
Gleichzeitig sterben Kunstmagazine aus, schwindet die klassische Kunstkritik in den Printmedien, beklagen Kunstmuseen Besucher- und Kunstgalerien Käuferrückgänge und scheitern Künstler am Versuch, Kunst selbst über das Internet zu verkaufen.
Das Internet, die bessere Galerie?
Erschienen in: Ensuite Nr. 166, April 2017 / Von Philipp Koller
DIENSTLEISTUNGEN
PROFIL
All dies verheisst vermeintlich nichts Gutes für die Kunst im digitalen Zeitalter, sofern man sie als Prozess der individuellen Erfahrung, als Raum für konstruktive Zugänge und als Ort der Entschleunigung definieren will. Natürlich ist eine gewisse Dynamik auch Ausdruck des Zeitgeistes, doch verliert sich die Fülle an Einzelinformationen allzu schnell wieder im täglichen Surfen von Kunsthighlight zu Kunsthighlight. Im Zuge dieser Flüchtigkeit scheint auch ein individueller Annäherungsprozess verloren zu gehen, da das Fundament dazu stets wieder von neuen Wellen weggespült wird. Und im Versuch, diese Wellen für sich zu nutzen, nähert sich auch manch ein Kunstwerk mehr und mehr den möglichst rasch zugänglichen Formaten an. Doch wenn das Kunstwerk bereits online «konsumiert» ist, tun sich weder Kunstschaffende noch Galeristen einen besonderen Dienst.
Dieses Bild mag überzeichnet sein. Denn natürlich gibt es viele fundierte Blogs, die sich nicht nur auf News spezialisieren, sondern sich mit Kontinuität einer Kunstrichtung oder beispielsweise dem Kunstschaffen einer Region widmen und damit Künstlern, Galerien und Kritikern eine willkommene Plattform bieten. In der Tendenz aber hat sich die Halbwertszeit von Kunstthemen online bedeutend verkürzt. Wie also könnte es gelingen, die Wahrnehmung von Kunst zu entschleunigen, Künstler ungeachtet der neuen Technologien arbeiten zu lassen und dass sich kunstinteressierte Menschen «face to face» über Kunst und Künstler austauschen und durch diesen Zugang die für sich passenden Kunstwerke erwerben?
Der oben angesprochene Ansatz, bestimmte Kunstrichtungen auf Kunstplattformen zu bündeln und zu vertiefen führt hier bereits weiter. Ähnlich einem Museum, wären diese von Autoritäten auf dem jeweiligen Gebiet zu kuratieren und von
MANAGEMENT SUMMARY
Im Artikel wird ein hybrides Geschäftsmodell für den Kunstmarkt skizziert. Es setzt sich aus einer starken digitalen Komponente und einer unterstützenden Präsenz in der realen Welt zusammen. Die eigentliche Galerie ist demnach digital, jedoch konsequent kuratiert und von einem Experten-Netzwerk getragen. Der reale Zugang findet periodisch und lokal ungebunden statt. Das Modell führt insbesondere für Galeristen zu einem neuen Rollenverständnis.
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einem möglichst grossen Netzwerk von Autoren, Fotografen und Künstlerinnen und Künstlern zu unterhalten. Der thematische Fokus verleiht dabei Kontinuität und die Auswahl des Teams die nötige Glaubwürdigkeit, die es auch im Hinblick auf «Fake News»
für eine längerfristige Kunstvermittlung braucht. Soll es jedoch über die Vermittlungs- und Berichterstattungsfunktion hinausgehen und Sammler und Künstler zusammengeführt werden, scheint die Bildung einer soliden «Community» nicht vernachlässigt werden zu dürfen. Und gerade hier bieten die Online-Kanäle wiederum viele Vorteile: So liesse sich das Interesse der Nutzer auch beim Besuch eines Kunstblogs analysieren und dadurch mit gezielten Inhalten bedienen. Ebenso liesse sich eine gewisse Exklusivität herstellen, die gleichgesinnte Nutzer zusammenführt und gleichzeitig einem Abwandern auf andere Plattformen vorbeugt. Selbstverständlich müsste eine solche Plattform auch gebührend offline präsent sein und seinen Usern einen Life-Zugang zu Künstlern und ihren Werken bieten.
Bei der Skizzierung eines solchen Online-Projektes lässt sich festzustellen, dass dem altbewährten Galeriekonzept des Aufbaus von Künstlern und gleichzeitiger Vernetzung von Sammlerinnen und Sammlern im Internet viel mehr Möglichkeiten offenstehen als früher. So kennt das potentielle Publikum keine regionalen Grenzen, ist für die Vermittlung mehrheitlich kein reales Treffen mehr notwendig, und kann sich das Publikum inhaltlich gezielt und zeitlich unabhängig über sein Interessengebiet informieren und sich punktuell zu ausgewählten Veranstaltungen zusammenfinden. Zur Folge hätte ein solches Konzept ein leicht verändertes Rollenverständnis des Galeristen zum Teamkoordinator und Lieferanten von Inhalten. Gelingt ihm dies über die Online-Kanäle zur Zufriedenheit seines Publikums, führt dies auch im Internet zu einem erfolgreichen «Matching» von Künstlern, Sammlern und Galeristen.
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